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Mit den eigenen Händen etwas erschaffen

Jenny Heinzmann, Bauingenieurin

Foto: Guido Serino

Schon als Kind hat sich Jenny Heinzmann für Häuser und Gebäude interessiert und half ihrem Vater, einem gelernten Schreiner, bei handwerklichen Arbeiten rund ums Haus. Beste Voraussetzungen, um sich für das duale Studienmodell "Bauingenieur Plus" an der Hochschule Biberach zu entscheiden. Ihre Ausbildung zur Maurerin und ihren Bachelor in Bauingenieurwesen hat sie schon in der Tasche, jetzt sattelt sie noch den Master obendrauf.

Girls'Day: Welche Interessen waren ausschlaggebend für Ihre Berufswahl?
Jenny Heinzmann: Ich hatte schon immer Interesse an handwerklichen Tätigkeiten. Zu sehen, wie mit den eigenen Händen etwas geschaffen wird, hat mir schon immer große Freude bereitet. Auch dass man jeden Abend sieht, was man tagsüber geschafft hat, war für mich während meiner Ausbildung eine große Motivation und hat mich jeden Morgen gerne aufstehen und auf die Baustelle gehen lassen.

Was hat Sie auf die Idee gebracht, sich für das duale Studium zu entscheiden?
Mir war es wichtig, zusätzlich zu den theoretischen Inhalten aus dem Studium die praktischen Erfahrungen auf der Baustelle mitzuerleben, da dies später im Berufsleben von großem Vorteil ist. Vor allem als Frau hat man es im Bauwesen teilweise noch schwer, ernst genommen zu werden. Eine handwerkliche Ausbildung ist daher von Vorteil, dass man sich mit seinen späteren Kolleginnen und Kollegen fachlich auf Augenhöhe unterhalten kann.

Von welchen Personen haben Sie Unterstützung erfahren für Ihren Berufswunsch?
Meine Familie hat mich während meiner Ausbildung und meines Studiums bestmöglich unterstützt und hat meine Entscheidung, diesen Weg zu gehen, niemals in Frage gestellt. Auch von meinen Freundinnen und Freunden habe ich nur positive Reaktionen in Bezug auf meine Ausbildung / mein Studium erhalten.

Sind Sie auch auf Schwierigkeiten gestoßen vor oder während Ihrer Ausbildung / Ihres Studiums?
Für manche männlichen Handwerker (von anderen Unternehmen) war es anfangs ungewohnt, dass eine Frau mit auf der Baustelle ist. Daher hatte ich teilweise mit Vorurteilen zu kämpfen, dass ich 'fehl am Platz wäre' und musste mich erstmal beweisen. Die meisten waren aber nach kurzer Zeit davon überzeugt, dass ich die Aufgaben auf einer Baustelle, genau wie meine männlichen Kollegen auch, meistern kann.

Was finden Sie an Ihrem Beruf interessant? 
Am meisten Spaß macht es mir, mit meinen eigenen Händen etwas zu erschaffen. Zudem ist der Arbeitsalltag auf der Baustelle sehr abwechslungsreich, da man vom Aushub der Baugrube bis hin zum Aufrichten des Dachstuhls immer mit dabei ist. Auch der Kontakt zu vielen unterschiedlichen Menschen macht das Arbeiten auf der Baustelle sehr interessant.

Welche Voraussetzungen muss man für den Beruf mitbringen?
Eine wichtige Voraussetzung ist selbstverständlich ein gewisses Maß an handwerklicher Begabung. Zudem sind ein gutes mathematisches Verständnis und logisches Denken meiner Meinung nach sehr wichtig, da viele Probleme, die sich auf einer Baustelle ergeben, häufig schnell und vor Ort gelöst werden müssen.

Wie bewerten Sie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Ihrem Beruf?
Beruf und Familie lassen sich gut vereinbaren, da ich später viele Möglichkeiten habe, im Bauwesen zu arbeiten, und auch flexible Arbeitszeiten (Home Office) oder auch Teilzeitstellen angeboten werde.

Was können Ihrer Meinung nach Unternehmen und Institutionen machen, um mehr Mädchen und junge Frauen für technische, naturwissenschaftliche oder handwerkliche Berufe zu begeistern?
Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass Mädchen und junge Frauen die Möglichkeit haben, zum Beispiel im Rahmen eines Praktikums, typische "Männerberufe" kennenzulernen. Zudem wäre es sinnvoll, wenn Frauen, die einen solchen Beruf bereits gelernt haben, interessierten Mädchen von ihren Erfahrungen berichten und sie so vielleicht in ihrer Wahl bestärken können.

Was raten Sie persönlich Mädchen und jungen Frauen, die einen technischen, naturwissenschaftlichen oder handwerklichen Beruf in Betracht ziehen?
Lasst euch nicht von eurem Weg abbringen. Auch wenn ihr euch vor und während der Ausbildung in der "Männerwelt" den ein oder anderen Spruch anhören müsst, ändert sich die Meinung der männlichen Kollegen in der Regel schnell, wenn man sie mit gewissenhafter und guter Arbeit von den eigenen Fähigkeiten überzeugt.

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