Eltern als Gatekeeper zwischen Berufswünschen und Stereotypen
Die Ergebnisse unserer Elternbefragung zeigen: Eltern spielen eine wichtige Rolle bei der Beruflichen Orientierung ihrer Kinder, haben aber auch stereotype Vorstellungen ihrer Fähigkeiten.
Eltern sind intensiv in den Prozess der Beruflichen Orientierung ihrer Kinder involviert und sind wichtige und auch praktisch unterstützende Begleiter*innen ihrer Kinder auf dem Weg in den Beruf. Aber nicht alle Eltern verfügen über die gleichen Ressourcen, um ihre Kinder optimal begleiten zu können. Das ist ein Ergebnis einer Befragung, die um die Aktionstage Girls'Day und Boys'Day 2022 geführt wurde. Teilgenommen haben 1.599 Eltern mit Kindern zwischen 10 und 20 Jahren.
Eltern haben stereotype Vorstellungen ihrer Kinder bei technischen und kreativen Berufen
Unter den vorstellbaren Tätigkeitsbereichen für die berufliche Zukunft der eigenen Kinder zeigen sich unterschiedliche und eher geschlechterstereotype Präferenzen für Töchter und Söhne. Selbst bei gleichen Schulleistungen können Eltern sich technische Berufe, IT und Informatik für ihre Töchter signifikant seltener vorstellen als für ihre Söhne. Im Fach Kunst können sich Eltern andersherum ihre Söhne schlechter als ihre Töchter in künstlerischen Berufen vorstellen, selbst bei ähnlichen Leistungen in diesem Fach.
Eltern bevorzugen akademische Berufe
Das Ergebnis eines Berufe-Rankings legt nahe, dass Eltern für ihre Kinder akademische Berufe gegenüber Ausbildungsberufen präferieren. Sehr schlecht schneiden Pflegeberufe in der Einschätzung der Eltern ab: Ausschlaggebend sind hier aus Sicht der Eltern vor allem die schwierigen Arbeitsbedingungen in Kombination mit unzureichender Bezahlung.
Eltern können sich Informatik besser für Söhne vorstellen
In der Informatik sind die Schulnoten bei Mädchen und Jungen gleich (Durchschnittsnote: 2,1). Zwei von drei Eltern orientieren sich in ihren Bewertungen der Fähigkeiten ihrer Kinder an den Schulnoten. Bei den Töchtern allerdings denkt jedes fünfte Elternteil (21 Prozent), dass die Tochter zu gut bewertet wurde und ihre eigentlichen Fähigkeiten schlechter sind als die Schulnote. Das sind mehr als doppelt so viele wie bei den Elternteilen von Söhnen (9 Prozent).
Hier setzen der Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag und der Boys'Day – Jungen-Zukunftstag an: "Auch Eltern sind für den Girls'Day und den Boys'Day eine ganz besonders wichtige Zielgruppe, da sie bei der Berufswahl ihrer Kinder oft die ersten Ansprechpartner*innen sind. Wenn wir es gemeinsam schaffen, mit stereotypen Rollenvorstellungen zu brechen, haben wir schon viel gewonnen“, sagt Tabea Schroer, Leiterin der Bundeskoordinierungsstellen Girls'Day und Boys'Day.
Hier finden Sie die Broschüre mit den ausführlichen Ergebnissen der Befragung und weitere Materialien:
Die Elternbefragung ist ein Forschungsvorhaben vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. in Kooperation mit der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Institut für Erziehungswissenschaft: unter Mitwirkung von Prof.'in Dr.'in Katja Driesel-Lange und Jerusha Klein (Universität Münster) sowie Lore Funk und Wenka Wentzel (kompetenzz). Es handelt sich um eine standardisierte Onlinebefragung von Eltern zum Thema der Beruflichen Orientierung ihrer Kinder. Die Rekrutierung der Eltern erfolgte im Anmeldeprozess zu den Aktionstagen Girls’Day und Boys’Day sowie über das Schneeballverfahren und eine Verbreitung des Links zur Befragung über die Netzwerke des Kompetenzzentrums und des Bundeselternrats. Befragungszeitraum: 28. März bis 13. Mai 2022, Anzahl erfolgreicher Interviews unter Eltern mit Kindern zwischen 10 und 20 Jahren: 1.599