Auftaktveranstaltung Online-Inforeihe: Dokumentation online
Am 04. November startete die Girls'Day-/Boys'Day-Online-Inforeihe mit der Auftaktveranstaltung "Klischeefreie Berufliche Orientierung und Human Resources: Erfolgreiche Ansprache von Nachwuchskräften mit dem Girls'Day und Boys'Day".
Moderiert wurde der Livestream, der mit rund 800 Anmeldungen auf großes Interesse stieß, von Tabea Schroer, Projektleitung des Girls'Day und Boys'Day.
Zu Beginn griffen Lore Funk und Wenka Wentzel aus der sozialwissenschaftlichen Forschung des Girls'Day und Boys'Day anhand eigener Erhebungen und weiterer Studien folgende Fragen auf:
Wie sehen Jugendliche ihre berufliche Zukunft?
Die meisten Jugendlichen streben eine "bürgerliche Normalbiografie" mit hohem Lebensstandard an. Zudem wünschen sie sich eine Arbeit, die Spaß macht, Arbeitsplatzsicherheit bietet und ihren Fähigkeiten und Neigungen entspricht. Sie gehen zum Großteil davon aus, diese Ziele auch erreichen zu können.
Wie informieren sie sich über Berufe?
Die Mehrheit der Jugendlichen findet, dass es genügend Infos gibt, finden sich aber nur schwer darin zurecht. Das betrifft insbesondere Oberstufenschülerinnen und -schüler.
Die Familie, der Freundeskreis und das Internet sind für die meisten Jugendlichen die wichtigsten Infoquellen. Der Nutzen wird allerdings eher mittelmäßig gesehen.
Hilfreich finden sie Gespräche mit Leuten, die in dem Beruf arbeiten, längere Praktika und auch Tagespraktika.
Welche Bedeutung haben Eltern und Schule?
Die Berufliche Orientierung in der Schule bekommt von den Jugendlichen keine gute Note, besonders weil das Spektrum der gezeigten Berufe ihnen zu gering erschien.
Begrüßen würden sie es, wenn das Thema "Wie möchtest du als erwachsener Mensch arbeiten und leben?" Teil des Schulunterrichts wäre.
Mehr Unterstützung in Bezug auf Ausbildungsberatung wünschen sich insbesondere Schülerinnen und Schüler von Gymnasien.
Die Eltern werden als wichtigste Infoquelle angegeben. Diese bestärken bei 70 Prozent der Jugendlichen in den beruflichen Wünschen und werden als unterstützend wahrgenommen. Eltern legen ebenso Wert darauf, ihre Kinder entsprechend ihren Fähigkeiten und Interessen zu unterstützen.
Wie hilfreich sind der Girls'Day und der Boys'Day?
Geschlechterklischees beeinflussen die Berufswünsche von Jugendlichen, ohne dass es ihnen bewusst ist. Eltern verstärken diese stereotypen Berufswünsche teilweise.
Jugendliche, die am Girls'Day und Boys'Day teilgenommen haben, erfahren die Aktionstage als sehr positiv. Eine intensive Vorbereitung im Unterricht verstärkt diesen positiven Effekt noch einmal deutlich.
25 Prozent der Jugendlichen geben an, dass der Aktionstag ihren Berufswunsch entscheidend geprägt hat.
72 Prozent würden jüngeren Schülerinnen und Schülern empfehlen, am Girls'Day und Boys'Day teilzunehmen.
Auf die Frage, ob sich Mädchen vorstellen könnten, im Bereich Informatik/IT zu arbeiten, antworteten 55 Prozent der befragten Teilnehmerinnen vor dem Girls'Day mit "sehr gut/gut vorstellbar", nach dem Girls'Day waren es 66 Prozent.
Bei den befragten Jungen für den Bereich soziale/erzieherische Berufe und Lehramt waren es vor dem Boys'Day 42 Prozent und im Anschluss daran 52 Prozent.
Was bringen die Aktionstage den Unternehmen?
Die teilnehmenden Unternehmen kommen an den Aktionstagen mit potenziellen Nachwuchskräften in Kontakt.
Neun von zehn Unternehmen beobachten bei den Teilnehmenden ein großes Interesse und Engagement.
Knapp jedes zweite Unternehmen erhält Nachfragen zu Praktikumsmöglichkeiten.
In 40 Prozent der Girls'Day- und 33 Prozent der Boys'Day-Unternehmen erkundigen sich die Teilnehmenden nach Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten.
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Nadine Klein (TU Berlin, Leitung des Nachwuchsprojektes INGenius), Urs Dudzus (Lehrer und Koordinator Berufsorientierung am Werner-von-Siemens Gymnasium Berlin), Charlotte Hüther (stellv. Generalsekretärin Bundesschülerkonferenz) und Jana Heiberger (DIHK, Referatsleiterin Berufsorientierung, Berufsschule, MINT-Förderung) mit Tabea Schroer, welche Rolle der Girls'Day und Boys'Day aus ihrer Sicht spielen und was ein gutes Angebot ausmacht.
Zum einen können die Aktionstage aus Sicht von Unternehmen genutzt werden, um in Zeiten von Fachkräftemangel und Werben um zukünftige Studierende Überzeugungsarbeit bei jungen Menschen zu leisten und das Imageproblem für bestimmte Berufe positiv zu beeinflussen.
Einhellig empfohlen wurde, die Jugendlichen während des Angebots aktiv werden zu lassen und Praxisnähe zu zeigen. Auch das Arbeiten mit Rolemodels und der peer-to-peer-Ansatz haben sich bewährt. So können etwa Azubis den Tag mitgestalten und die Girls'Day- und Boys'Day-Teilnehmenden an ihrem Arbeitsalltag teilhaben lassen.
Als erfolgversprechend haben sich zudem Bildungspartnerschaften mit Schulen erwiesen, die über die Aktionstage entstehen können. Unternehmen bietet sich so die Möglichkeit, sich in Schulen mit verschiedenen Berufsbildern zu präsentieren und über Praktikums-, Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten zu informieren. Auch hier ist die Einbindung von Azubis hilfreich.
Aber auch Gründerinnen und Gründer sowie Eltern mit interessanten Berufen können in die Schulen eingeladen werden, um einen praxisnahen Bezug herzustellen.
Beispiele für Kooperationen gibt es hier: schulewirtschaft.de und boje-mv.de
Abschließend waren sich alle einig, dass ein einzelner Tag für die Berufliche Orientierung frei von Geschlechterklischees zwar nicht reicht, der Girls'Day und Boys'Day aber hervorragend als Auftakt genutzt werden kann und vielfältige Möglichkeiten bietet, die Vielzahl an Ausbildungs- und Studienberufen vorzustellen und mit jungen Menschen und potenziellen Auszubildenden in Kontakt zu treten.
Weitere Infos:
Präsentation der Veranstaltung
Leitfaden für Unternehmen: Girls'Day und Boys'Day vor Ort
Handreichung Gendervielfalt beim Girls'Day & Boys'Day